Erfahrungen von anderen Städten

Die Stadt Aachen will von den Erfahrungen anderer Städte lernen, will wissen, wie diese ihre Innenstädte lebenswerter machen. Ein besonderes Augenmerk setzt sie auf die Regelungen im Verkehr mit dem Ziel einer nachhaltigen Mobilität.

Gemeinsam mit der Initiative Aachen e.V. gestaltete die Stadt Aachen öffentlich zugängliche „Mobilitätsforen Innenstadt“ und stellt diese über den städtischen Youtube-Kanal zur Verfügung. Die betrachteten Bespiele sind:


Die Städte haben allesamt eine hohe Zentralität. Konkurrierende Städte sind meist weit genug entfernt.

Erfahrungswerte Gent

  • Gent hat die Zufahrten zur Innenstadt an einem Tag geändert und eine Schleifenerschließung der Innenstadtquartiere eingerichtet.
  •  Die Maßnahmen sind weitestgehend als Provisorium ausgelegt und über einem Zeitraum von mindestens einem Jahrzehnt folgen die Umbaumaßnahmen.
  • Von einer zur nächsten Erschließungszone ist die Passage nur für Zu-Fuß-Gehende, Radfahrende und den ÖPNV erlaubt.
  •  Die technischen Regelungen der Passage mit Ausnahmegenehmigung und der Ahndung unberechtigter Passagen für den Kfz-Verkehr sind für Aachen nicht brauchbar, da sie nach deutschen Recht kaum umzusetzen sind.
  • Im Vorfeld der Umstellung hat es in Gent viele Befürchtungen gegeben, die teils aggressiv vorgetragen wurden. Die Kommunikation zu dem Projekt hat zwei Jahre in Anspruch genommen.
  • Nach Umsetzung des Projektes traten so gut wie keine Proteste ein. Die allermeisten Beteiligten sind mit der Wirkung zufrieden bis sehr zufrieden.

Erfahrungswerte Leuven

  • Die Stadt Leuven hat gemeinsam mit Akteuren aus dem Wirtschaftsleben und der Zivilgesellschaft in 2013 ein Aktionsbündnis gegründet und mit diesen gemeinsam eine Roadmap für die Entwicklung der Innenstadt formuliert.
  • Leuven hat als Teil dieses Konzeptes ein Schleifenerschließungs system eingeführt.
  • Insbesondere wurden die Bedingungen für den Radverkehr ver- bessert. Durch Fahrradparken in Garagen, viel aber auch im Straßenraum sind die Räder schnell zur Hand und die Gehwege werden freigehalten.
  • Die historische Altstadt hatte schon vorher gute Bedingungen für den Fußverkehr und den Aufenthalt, welche weiter verbessert wurden.

Erfahrungswerte Ljubljana

  • Ljubliana hat ca. 17 ha Fußgängerbereich in der Innenstadt aus- gewiesen. Das Ziel war die Stadt für Einwohnende und Touristen attraktiver zu machen. Für mobilitätseingeschränkte Personen gibt es ein kleines Elektrofahrzeug als shuttle.
  • Das Parken wurde aus der Altstadt Schritt für Schritt herausge- nommen und die Stadt und bringt die Fahrzeuge in Großgaragen unter. Auch wurde und wird weiterhin das Parken aus den Innenhöfen herausgenommen. Nur für mobilitätseingeschränkte Personen gibt es Stellplätze.
  • Die Belieferung der Fußgängerzone ist zwischen 06:00 und 10:00 Uhr zugelassen.
  • Damit Radfahrende nicht in der Fußgängerzone fahren, wurden an den Eingängen Radständer gebaut.
  • Die Bevölkerung, die Besucher*innen und der Einzelhandel sind zufrieden bis sehr zufrieden mit diesen Veränderungen.

Erfahrungswerte Vitoria Gasteiz

  • Die Stadt hat einen hohen Fußverkehrsanteil, jedoch war der Flächenanteil dieser Verkehrsart dem nicht angemessen. Die Stadt entschloss sich, Flächen weg vom Automobil hin zu dem Umweltverbund, in der Innenstadt insbesondere dem Fußverkehr und Aufenthalt umzuverteilen.
  • Mobilität und die Gestaltung des öffentlichen Raumes wurden be- reits in 2007 einem Plan gemeinsam konzipiert. Es wurden ein Parkraumkonzept, eine Fuß- und Radwegestrategie umgesetzt, eine Tramlinie gebaut und „Superblocks“ eingeführt.
  • Vitoria Gasteiz hat an einem Tag zugleich das ÖPNV-Angebot deutlich verbessert und die Parkgebühren für das Kurzzeitparken verdreifacht.
  • Das gesamte Spektrum der Maßnahmen erwirkte einen deutlichen modal shift (weniger KFZ-Verkehr) von 2006 bis 2019 er- reicht.
  • Es gibt wenig bis kaum Hinweise auf Unzufriedenheit.

Erfahrungswerte Regensburg

  • Regensburg hat einen Maßnahmenkatalog für die Verkehrsberuhigung der Altstadt erarbeitet. Maßgeblich haben daran Stakeholder und interessierte Bürger*innen mitgewirkt.
  • Im Ergebnis ähneln die Maßnahmen denen, die andere Städte er- greifen, die hier als Beispiele aufgeführt werden: Der Umweltverbund wird massiv gefördert und das Fahren und Parken der PKW in der Altstadt wird zurückgedrängt.
  • Regensburg ist auch stark vom Tourismus abhängig, die in gro- ßem Umfang mit dem PKW anreisen. Die in der Altstadt abgebauten Stellplätze werden am Rande der Altstadt in einer Großgarage kompensiert.
  • Regensburg wird im nächsten Schritt diesen Maßnahmenkatalog, der als Empfehlung vorliegt, sorgfältig auf Umsetzbarkeit hin un- tersuchen und einen Maßnahmenkatalog für deren Umsetzung zum Beschluss bringen.

Erfahrungswerte Bielefeld

  • Bielefeld hat die Verkehrswende beschlossen und verfolgt dabei weitaus ambitionierte Ziele als Aachen: Der PKW-Verkehr soll nur noch 25% aller Fahrten ausmachen. Der Radverkehr und der ÖPNV werden ausgebaut.
  • Bielefeld will seine Altstadt verkehrsberuhigen. Ein wichtiges Projekt dabei ist der Umbau des Jahnplatzes am Rande der Altstadt, der nun mehr Platz für den Umweltverbund bietet und eine ver- besserte Aufenthaltsqualität ausweist.
  • Bielefeld wird das Parken am Straßenrand zurücknehmen und in die Parkhäuser verlagern, die am Rande der Altstadt stehen und ausreichend Kapazität aufweisen.
  • Bielefeld hat einen Verkehrsversuch für die gesamte Altstadt un- ternommen. Eine daran anschließende intensive Beteiligung mit Stakeholdern und interessierten Bürger*innen hat Leitlinien für die Entwicklung der Altstadt hervorgebracht (Projekt altstadtraum.de). Es steht ein Planungswettbewerb aus, in dem das beste Konzept für die Altstadt und für vier Teilräume vertiefend behandelt werden sollen.
© Illustrationen  URBAN CATALYST GmbH